Home / WUNDERKAMMER / Thermen in Pompeji

Thermen in Pompeji


Badefreuden im alten Rom

Was ist genau ein Hypokausten-System der Thermen, z.B. in Pompeji?

Da Pompeji im Jahre 79 n.Chr. vom Vesuv verschüttet und versiegelt wurde gilt diese Stadt am Fuße des Vulkans  als Prototyp einer römischen Handelsstadt aus dem 1. Jhd. nach Chr.  Die ersten Grabungen wurden unter dem Bourbonenkönig von Neapel und Sizilien, Karl III., ab 1748 ausgeführt und im  18. Jhd fortgesetzt. Heute sind bereits zwei Drittel der Stadt ausgegraben. Die verschiedenen Typen von Thermen der Stadt Pompeji beweisen, dass die Bürger sich den Badefreuden schon damals gerne hingegeben haben.

Obwohl Pompeji keinerlei natürliche heiße Quellen hatte, waren die römischen Baumeister schon lange im Stande öffentliche Badeanlagen und Thermen mit künstlicher Dampferzeugung für die Bevölkerung zu errichten. Das Aquädukt versorgte die Stadt auch während der Erdbebenzeit so gut es ging. In Pompeji kann man noch das sogenannte Wasserschloss (Castello aquae) von draußen besichtigen.

Was hat Sergius Orata mit den Thermen in Pompeji zu tun?

Sergius Orata (140 – 91 v. Chr.) war wohl als der Erfinder des Hypokausten Systems in der Literatur eingegangen. Er war aus Kampanien und kannte sicher die schon bestehenden Thermen in Pompeji und deren Umgebung. Als geschickter und ausgezeichneter Geschäftsmann sah er seine Change: Durch die Installierung der “balnea pensilia“ (Hypokaustensystem) in den Villen der Reichen und Mächtigen wurde er weit über das damalige römische Reich bekannt. Ihm ging  es jedoch in erster Linie um die Modernisierung der Fisch- und Austernzucht. Es ist heute allerdings anzunehmen dass er diese Technik der Unterflurbeheizung gar nicht erfunden, sondern eben als erster schriftlich festgehalten hatte. Sicher hatte er seinem Reichtum diesem Heizsystem zu verdanken.

Was ist eigentlich dieses Hypokausten System der Thermen in Pompeji?

Virtuv (V,10[63]) beschreibt römische Thermen wie folgt: ich zitiere

„Jetzt soll die Darlegung der Anordnung eines Bades folgen. Zunächst ist als Bauplatz ein möglichst warm gelegener Ort auszuwählen. d.h. einer, der dem Norden und Nordosten abgewendet liegt. Die heißen und lauwarmen Baderäume selbst aber sollen ihr Licht von der Winterabendseite (Südwesten) her erhalten, und wenn das die örtliche Lage verbietet, jedenfalls von Süden her, da die Badezeit im allgemeinen von Mittag bis Abend angesetzt ist. Ebenso ist zu beachten, dass die Männer und Frauenabteilung der Warmbäder miteinander verbunden und in derselben Flucht angelegt werden: denn so wird erreicht, dass die Wasserbehälter und die Heizeinrichtung beiden gemeinsam dienen….

System der roemischen Thermalbaeder

Hypokausten System

Weiters beschreibt Virtuv die Bauweise der Thermen, wie wir sie in Pompeji vorfinden:

Der Hohlboden der Warmbadezelle ist so angelegt: Es werden zunächst aus anderthalb füßigen Ziegelplatten der (untere) Boden hingelegt in solcher Neigung zur Heizstelle, dass ein von dieser her hineingeworfener Ball nicht liegenbleibt, sondern von selbst zum Heizloch zurückrollt. Dann wird die Hitze sich leichter unter dem Hohlboden ausbreiten. Darüber sollen dann aus Ziegeln von 2/3 Fuß breite Ziegelplatten darübergelegt werden können. Die Höhe der Pfeiler aber soll 2 Fuß betragen und sie sollen mit Ton, der mit Haaren verknetet ist, aufgeführt werden, um den Estrich zu tragen….

Über der Heizung sind drei eherne Kessel (jeweils für heißes, lauwarmes und kaltes Wasser) aufzustellen und so anzuordnen, dass ebenso viel Wasser wie aus dem lauen in den heißen Kessel überfließt, aus dem kalten in den lauen Nachtströme und dass die „Schildkröten“ (testudines) der Badebecken von der gemeinsamen Heizung her erwärmt werden…

Besonderes Augenmerk werfen wir auf das Deckengewölbe der Thermen, welche in Pompeji noch zu sehen sind:

Die gewölbten Decken aber werden, wenn man sie aus Mauerwerk herstellt, zweckmäßiger sein. Wenn aber Balkendecken  angebracht werden, so muss eine Bekleidung aus gebranntem Ton darunter angefügt werden. Dies wird aber so auszuführen sein: Man mache eiserne gerade Stangen oder Bogen in solcher Entfernung aneinander, dass jede Ziegelplatte, ohne überzuragen, auf zweien von ihnen aufliegt und von ihnen getragen werden können, und da die ganzen Deckengewölbe auf Eisen sich stützend hergestellt sind.

Dann verstreiche man die oberhalb stehenden Fugen dieser gewölbten Decken mit Ton, der mit Haaren verknetet ist. Die untere, dem Estrich zugekehrte Seite aber wird zuerst mit einem Mörtel aus gestoßenen Scherben und Kalk beworfen dann mit Stuck oder Verputzung geglättet. Wenn diese Gewölbedecken in den heißen Bädern doppelt sind, ist es noch  zweckmäßiger. Denn es wird dann die vom Dampf herrührende Feuchtigkeit das Holz des Balkenwerks nicht verderben, sondern sich zwischen den beiden Gewölbedecken verziehen…“

Besuchen sie mit ihrem Fremdenfuehrer und Pompeji-Fachmann die folgenden Thermen in Pompeji! Buchen Sie hier ihre Pompeji – Führung!

Die Stabiae Thermen in Pompeji:

Diese großräumige Anlage befinden sich im Zentrum der antiken Handelsstadt, an der Kreuzung der Via dell’Abbondanza und der Via Stabia. Besonders beeindruckend ist der großangelegte Platz für sportliche Betätigungen (Palestra), das Freischwimmbad (notoio)  und die „Boccia-Bahn“, eines der Freizeitvergnügen der begüterten Bürger der Stadt Pompeji.  Frauen und Männerabteilung liegen nebeneinander. Dazwischen befindet sich das praefurnium (Heizraum) der Anlage. Für die Körpermassage gab es spezifische Räumlichkeiten, wo überdies die dafür ausgebildeten Sklaven für das körperliche Wohl der Besucher sorgten. Heute würde man die Anlage als SPA bezeichnen. In dieser Thermenanlage kann man besonders den doppelten Boden des Hypokausten Systems bewundern.

Thermen des Foro (Hauptplatzes) Pompeji:

Diese befinden sich oberhalb des Forums der Stadt Pompei. Diese kleinen Thermen sind mit luxuriösem Stuck verfeinert. Das praefurnium (Zentralheizung) ist noch in einem fantastischen Zustand. Im Umkleideraum (apoditerium) befindet sich ein kleines Kaltbad genannt frigidarium. Die Dachöffnung in der Kuppel sorgte für die Abkühlung. Die Stuckdekorationen stellen Eros im Wettrennen dar. Die Farben Gelb, Blau und Rot wurden vor über 2000 Jahren aufgetragen und erstaunen uns noch heute.

Besonders hervorzuheben sind die Säulenfiguren der Telamoni in Terracotta im tepidarium (Warmraum) der Männerabteilung. Der aufmerksame Beobachter kann die Badekleidung der Bürger erkennen. Da die Thermen erhitzt und die Bänke meist aus Stein oder Bronze waren, war es ratsam die „Familien-Juwelen“ der Badegäste zu schützen.

Terracotta Figur Therme del Foro Pompeji

Teleboi Pompeji Foto: Cecilia Walch

 

Weiters befindet sich hier ein Bronzebecken in dem die Holzkohle den Raum erwärmte. Bevor man das Hypokausten System verwendete wurden die Thermen so erhitzt. Dieses Bronze-Kohlebecken zeigt noch das Logo der Mäzene. Vaccula (Rindvieh) war sein Name! Tatsächlich sind gehörnte Kühe und Hufe zu erkennen.

Im letzten Raum, dem Calidarium (Heissraum) sind nachträglich in den Wänden Löcher geschlagen worden, um die doppelte Wand und deren hohle Tonziegel zu zeigen. Ein marmorner Kaltwasser-Springbrunnen diente den Badenden die Körpertemperatur zu senken. Das Warmwasser-Becken versammelte die Badenden, welche ihre Freizeit genossen und sich über Sport, Musik, Literatur und sicher auch Politik zu unterhalten.

Die vielen verschiedenen Thermenanlagen in Öffentlichen- bzw. Privaten Gebäuden lassen auf großen Reichtum schließen. Jedoch dürfen wir nicht vergessen, dass Pompeji schon mindestens 17 Jahre vor dem Ausbruch von andauernden Erdbeben heimgesucht wurde und die Stadt immer noch im Renovierungszustand war (Briefe Plinius der Jüngere).

Zentral Thermen Pompeji:

Diese Thermen sind nicht die einzigen in Pompeji und Umgebung. Die Zentral Thermen, die sich in der Via Stabiana befinden, waren noch im Bau. Anscheinend plante man diese als Gemischte Thermen zu gestalten. Man könnte es mit Familienbadeanlagen vergleichen. Erst letzthin hat man dort ein Opfer des Ausbruchs gefunden, der sogenannte „Letzte Flüchtende“. (leider nicht zu besuchen)

Die Vorstadt Thermen, Pompeji:

Vorstadttermen, Pompeji

Diese befinden sich am Eingang Porta Marina Superiore (Haupteingang am Bahnhof). Diese Badeanlage beherbergt nicht nur ein großes überdachtes Badebecken, sondern offeriert im Umkleideraum auch zusätzliche Dienstleistungen, wie die Freskomalereien noch heute zu erzählen wissen.

Die Thermen werden übrigens abwechselnd geöffnet, um sie durch den großen Besucherstrom nicht zu sehr zu belasten.

Privat-Thermen in Pompeji:

Reiche Privathäuser wie „Das Haus des Menanders“ und „das Haus des Tanzenden Faunes“ zeigen noch Reste des ungezügelten Luxus dieser verschütteten Stadt Pompeji. Besonders hervorzuheben ist jedoch das Haus der Giulia Felice (der glücklichen Julia). Sie baute ihre Vorstadtvilla um und vermietete jeden Teil einzeln, fast wie ein Hotel mit Restaurant, Thermalanlage, Garten und Festräumen, wohl um ihre Schulden so schnell wie möglich zu tilgen.

Moderne Thermen in Kampanien und rund um Pompeji:

Sie besuchen gerne Thermen und entspannen sich mit ihren Freunden? Dann besuchen sie doch in Sorrent die Badelage Ulisse! Nicht nur Ischia ist bekannt fuer die herrlichen Thermalanlagen, diese finden sie auch rund um den Golf von Neapel. Sie können auch im Winter draußen auf dem Sonnenstuhl die Wärme genießen. Wo? Stufe di Nerone (Pozzuoli/Na) und viele andere…

Über  Pompeji und deren Thermenanlagen könnte man Bücher schreiben. Aber es geht auch einfacher: Wenn sie Lust auf eine interessante und mitreißende Führung in Pompeji haben, kontaktieren sie mich einfach und ich entführe sie in die Geschichte des römischen Lebens. Augen zu und los geht’s!

 

Verfasser: Cecilia Barbara Walch, Fremdenführer mit Leidenschaft 

Quellen:

Archäologischer Führer Pompei, Eugenio La Rocca, Mariette und Arnold d Vos
Römische Thermen und antikes Badewesen, Erika Brödner
A dictionary of Greek and roman antiques, W.Smith
Virtuv (V,10[63])

Bilder:

Cecilia Walch